(mmm) Der preisgekrönte deutsch-amerikanische Multi-Instrumentalist Chris Hopkins gehört mit über 5.000 Konzerten weltweit zu den gefragtesten Jazz-Künstlern. Ob am Piano oder Saxophon, er begeistert mit immensem Drive und musikalischem Ideenreichtum. Hopkins teilte die Bühne mit Jazz-Größen wie Scott Hamilton, Till Brönner und Götz Alsmann und wirkte an über 50 CD-Produktionen mit. Jetzt präsentiert er am 26. Juli (19.30 Uhr) auf der Sommerbühne an der Seeterrasse erstmals die „Young Lions“, eine neue Generation herausragender Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker. Gemeinsam bringen sie mit ihrem Album „Chris Hopkins meets The Young Lions: Live! Vol. 1“ Swing Classics von Frank Sinatra bis Louis Armstrong auf die Bühne. Im Interview mit Matthias M. Machan verspricht Hopkins ein mitreißendes Konzert voller melodiöser Vocals und fetziger Instrumentals.
Sie sind ein amerikanischer Jazzmusiker, der seine Wurzeln in Bochum hat. Wie passt das zusammen?
Mein Vater ist Amerikaner, meine Mutter Deutsche. Als mein Vater in den 1970er Jahren einen Ruf als Professor an die neu gebaute Ruhr-Universität Bochum erhielt, bot das gleichzeitig eine gute Möglichkeit, näher an der deutschen Familie meiner Mutter zu leben.
Wo sind Sie durch und durch Amerikaner – und wo eher ein „Kind“ des Ruhrgebiets?
Ich denke meine amerikanischen Wurzeln kommen vor allem in meiner Musik, in der Art wie ich den Jazz fühle und spiele, zum Ausdruck. Mein Lifestyle orientiert sich natürlich an den regionalen Gegebenheiten, da findet man mich eher bodenständig mit dem Fahrrad an der Ruhr.
Am 26. Juli, gastieren Sie im Rahmen der „Ratinger Sommerbühne“ zusammen mit den „Young Lions“. Wie sind Sie auf diese neue Generation herausragender Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker gestoßen?
Die meisten der „Young Lions“ habe ich über meine Tätigkeit als Jazz-Dozent an der Hochschule für Musik in Köln kennengelernt, unseren Trompeter Thimo Niesterok beispielsweise vor zehn Jahren als er sein Studium begann. Mittlerweile ist er 28 Jahre alt und hat sich zu Deutschlands führendem Swing-Trompeter seiner Generation entwickelt. Unser Drummer Mathieu Clement wurde kürzlich mit dem „Jungen Münchner Jazzpreis“ ausgezeichnet, die Bassistin Caris Hermes erhielt unlängst den „WDR Jazzpreis“. Angesichts all dieser Talente war die Gründung des „Young Lions“-Projektes schon seit langem eine Idee, die ich umsetzen wollte.
Worauf können sich die Besucherinnen und besonders Besucher freuen?
Natürlich werden wir einiges aus dem Live-Album spielen. Es wird mitreißende Instrumentals geben wie auch viele melodiöse Sinatra-Style-Vocals. Unser Gitarrist und Sänger Tijn Trommelen wurde erst kürzlich als „möglicherweise bester Sinatra der Gegenwart“ benannt. Es wird ein hochkarätiger und vor allem äußerst unterhaltsamer Abend mit vielen Überraschungen. Gute Laune garantiert!
Gibt es für Sie Klassiker des Jazz, die einfach in jedes Konzert gehören?
Das „Great American Songbook“ und die genialen Komponisten wie George Gerwshin, Cole Porter & Co, bei denen wir uns u.a. bedienen, haben so viele Juwelen produziert, dass es schwierig ist, davon einige herauszuheben. Bestimmt wird es aber Titel wie „The Lady Is A Tramp“ oder auch „Blue Moon“ zu hören geben.
„Mit der Musik in einen genussvollen Abend fallen lassen“
Wie macht Chris Hopkins diese Stücke zu seinen ganz eigenen. Was ist Ihre Handschrift?
Oh, das ist schwierig in Worte zu fassen. Da steckt natürlich mittlerweile viele Jahrzehnte Erfahrung drin, die in jeder Note zum Ausdruck kommt. Ich denke es ist der eigene Sound, die swingende Phrasierung, die Auswahl und Gestaltung der Titel. Das klingt so vielleicht etwas abstrakt – am besten einfach dabei sein, die Musik sprechen lassen und sich in einen genussvollen Abend fallen lassen.
Was ist ihr Bezug zu Ratingen?
Ich habe über die Jahre regelmäßig in Ratingen konzertiert beispielsweise im Trimborn Saal, für das Industriemuseum Cromford und immer mal in Hösel. Im Rahmen der Sommerbühne spiele ich nun zum ersten Mal und freue mich sehr auf das tolle Open-Air-Setting.
St. Gallen, Stuttgart, Berlin und Hamburg: Sie kommen viel rum in diesem Sommer, wie kam der Kontakt nach Ratingen zustande?
Beim Kulturamt der Stadt hat man sich an unsere erfolgreichen Konzerte in der Vergangenheit erinnert und mich gefragt, ob ich auch auf der Sommerbühne mal mit von der Partie sein möchte. Klar möchte ich …
Wofür brennen Sie mehr: Piano oder Saxophon? Wann kommt welches Instrument wie zum Einsatz?
Diese Frage, welches mein Hauptinstrument ist, stellt man mir immer wieder. Oft entgegne ich darauf, dass ich mir Mühe gebe, dass alle Zuhörer darüber weiter dauerhaft rätseln. Ich habe auf bislang etwa 5.000 weltweiten Konzerten bei vielen ausschließlich am Piano gesessen, habe aber auch 20 Jahre lang in einer Formation nur Saxophon gespielt. Mittlerweile ist es zu einem Markenzeichen und einer Art Alleinstellungsmerkmal von mir geworden, dass ich auf den meisten meiner Konzerte beide Instrumente zum Einsatz bringe.
Sie sind ein international engagierter Jazz-Pianist, Alt-Saxophonist, Komponist, Arrangeur, Bandleader, Workshop- und Universitäts-Dozent. Was davon am liebsten?
Alles zu seiner Zeit. Im stillen Kämmerlein am Flügel sitzend Musik zu Papier zu bringen und dann seine Kompositionen oder Arrangements als Leader mit der Band zum Leben zu erwecken, ist immer ein besonderer Moment. Ich schreibe einmal im Jahr Arrangements für Sinfonie-Orchester und Jazzband und diesen Klang erstmals von 30 bis 50 Musikern zu hören, ist natürlich mehr als beeindruckend. Unterrichten und sein Wissen weiterzugeben macht auch sehr viel Freude. Grundsätzlich ist das Spielen vor Publikum aber immer der größte Spaß, da es um die Interaktion geht und Zuschauer und Band sich gegenseitig mit immens viel positiver Energie puschen. All die glücklichen Gesichter nach den Konzerten zu sehen, ist für mich immer die größte Belohnung.