(mmm) Gar nicht so einfach, Detlef Parr daheim in Ratingen zu erreichen. Bei unserem Gespräch ist der 82-Jährige auf dem Sprung zum Starnberger See, wo sich der FDP Bundesfachausschuss Sport, dessen Vorsitzender er ist, zu einer Sitzung trifft. Parr, der auch im Bundestag saß, ist ein Urgestein der Liberalen. Bereits seit 1972 ist er Mitglied der FDP, war über 20 Jahre Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Mettmann, ist seit 2009 dort Ehrenvorsitzender. Zudem bekleidet der fünffache Familienvater das Amt des Bundesvorsitzenden der Liberalen Senioren und ist beratendes Mitglied im FDP-Bundesvorstand. Seine Heimat indes, dort wo er geerdet ist, ist das Rheinland. Vom Geburtsort Düsseldorf hat ihn der Weg über Mettmann und Heiligenhaus nach Ratingen geführt. Parr: „Seit über 30 Jahren fühle ich mich in Hösel sehr wohl. Heimat ist für mich ein Zuhause, das die Einstellungen und die Mentalität prägt. Ich bin ein Rheinländer und empfinde mich so, egal, wo ich mich aufhalte. Bodenständig sein und bodenständig denken haben für mich einen besonderen Wert.“
Als ehemaliger Bundestagsabgeordneter, Realschuldirektor, Ex-Karnevalsprinz in Ratingen und Baas bei den Düsseldorfer Jonges hat sich Parr weit über die Stadtgrenzen hinaus vielfältige Kontakte aufgebaut, die er mit großer Leidenschaft pflegt: „Das Winterbrauchtum, also der Karneval, hat es mir besonders angetan, die regelmäßigen Treffen der Ex-Prinzen schätze ich sehr. Zudem hat mich der Sport mit Fußball und Leichtathletik im Mittelpunkt ein Leben lang begleitet. Da gehöre ich natürlich auf die Stadiontribüne bei den Oberligaspielen von 04/19 oder beim Mehrkampfmeeting.“ Parr, der im Jahr 2020 für seinen Einsatz in der Sportförderung mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, schätzt an Ratingen die Lebensqualität, den hohen Freizeitwert und die „kurzen Wege“, vor allem aber die Lebensfreude und Offenheit der Ratinger Stadtbevölkerung.
„Wir müssen mehr Herz zeigen“
Was macht die aktuelle Lage der Liberalen mit jemandem, der 18 Jahre lang Fraktionsvorsitzender in Heiligenhaus, dann Kreistagsabgeordneter in Mettmann, Referent der Landtagsfraktion und schließlich Mitglied des Deutschen Bundestages war: „Ich habe zweimal ein Aus im Düsseldorfer Landtag und zweimal im Bundestag erlebt. Wir brauchen keinen Kurswechsel. Wir müssen unsere Botschaften nur einfacher und verständlicher formulieren und mehr Herz zeigen. Politik ist kein kaltes intellektuelles Geschäft. Über Zuhören und ‚sich Kümmern‘ finden wir unsere Themen, für die wir überzeugende liberale Lösungen anbieten müssen.“
Eine Muss-Frage an den Bundesvorsitzenden der Liberalen Senioren: Wie ist Ratingen für Senioren aufgestellt? „Es ist gut, dass Ratingen einen Seniorenrat hat, der im neuen Stadtrat mehr Gehör finden sollte. Ehrenamtliches Engagement wird bei uns durch die Initiative Miteinander-Freiwilligenbörse Ratingen vorbildlich gefördert. Das ist wegen der hohen Zahl der Babyboomer, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, besonders wichtig. Und: Auf die Gesundheitsversorgung müssen wir ein wachsames Auge richten. Nach Schließung des Marienkrankenhauses muss die Notfallambulanz unbedingt erhalten bleiben“, so Parr, der sich zudem für Ratingen den Lückenschluss der A 44 zur besseren Anbindung an die Rheinschiene und „zum Schutz von Hösel und Homberg vor Durchgangsverkehr“ wünscht. Die für ihn aktuell größte Herausforderung ist die drohende Spaltung der Gesellschaft durch die wachsende Radikalisierung. „Wir brauchen engen Zusammenhalt, um die Probleme zu meistern. Wir müssen zwischenmenschlich wieder zueinander finden. Unser Grundgesetz gibt uns die notwendige Orientierung.“ Da klingt Parr ganz staatspolitisch. Geerdet trifft man ihn auf den Wanderwegen gleich um die Ecke: „Das Waldbaden ist wirklich erholsam.“