Elfi Lütcke: „Freiheit der Entfaltung ist das Wichtigste!“

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Elfi Lütcke ist seit 1999 die 1. Vorsitzende des Kunstvereins Ratingen.

(mmm) Elfi Lütcke und den „Kunstverein Ratingen e.V.“ kann man getrost in einem Atemzug nennen. Schließlich ist Lütcke, von 1973 bis ins Jahr 2012 Fachlehrerin für Kurzschrift, Textverarbeitung und Informationswirtschaft am Berufskolleg Ratingen, seit gut einem Vierteljahrhundert die Vorsitzende und damit das Gesicht des Vereins.

Im Augenblick dreht sich im Verein viel um die 3. Ratinger Kunsttage am 26./27. September und, dies vor allem, das 750. Stadtjubiläum im kommenden Jahr. Lütcke: „Mit Unterstützung der Mosaikkünstlerin Sarah Rose, die Mitglied im Kunstverein ist, wollen wir eine wetterfeste Sitzbank gestalten, die in der Innenstadt einen Platz finden soll. Zudem wollen wir im Cromford-Park während des Jubiläumsjahres große Planen mit aufgedruckten Kunstwerken unserer Mitglieder installieren.“ Danach indes möchte sie sich als Vereinsvorsitzende „gerne zurückziehen“ und an Jüngere übergeben“. Schon heute, im Gespräch mit Unser Ratingen, für sie Grund genug, sich bei allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern zu bedanken, die ihr einen Großteil der Arbeit abnehmen.

Mit der Malerei begonnen hat Lütcke zu Beginn ihrer Ehe mit dem Mathematiker Dr. rer. nat. Helmut Lütcke, seinerseits 33 Jahre lang Vorsitzender des Ratinger Tennisclubs Grün Weiß. „Wir hatten kein Geld, um Kunst zu kaufen. Mein Mann schenkte mir einen Öl-Farbkasten, weil ich während der Schwangerschaft nicht Ski laufen durfte. Zudem hatte ich in der Schule in Kunst immer gute Noten. Also malte ich selbst und brachte die Bilder mit Heftzwecken an die schräge Wand.“ Lütcke ist seit dem ersten Jahr des Bestehens Mitglied im Club der Ratinger Maler, der vom damaligen Stadtjugendpfleger (und Tennis-Bekannten) Otto Bartsch gegründet wurde. „Eine meiner ersten Amtshandlungen als 1. Vorsitzende war es, das Wort ‚Freizeit‘ aus dem Namen des Vereins zu nehmen. Schließlich hatten wir ein gewisses Level erreicht und wollten nicht mehr in die ‚Küchentischmalerei‘ einsortiert werden.“ Heute vertritt der Verein vom Autodidakten bis hin zu akademisch ausgebildeten Künstlern das ganze Spektrum der bildenden Kunst.

„Man lebt mitten in der Stadt auf dem Land“

Geblieben ist in all‘ diesen Jahren ihr (künstlerisches) Lebensmotto: „Für einen Künstler ist Freiheit der Entfaltung das Wichtigste. Ich lasse mich in keine Schublade stecken.“ Da Lütcke ein eigenes Atelier besitzt, ist sie bei ihren Werken sehr experimentierfreudig: von der Zeichnung über Aquarelltechniken, Öl- und zahlreiche Acryltechniken, hin zu Collagen und Airbrush. Es fehlen „mangels Ausstattung“ lediglich Lithografie, Kupferstich und Siebdruck. Der Stil ihrer Malerei? „Es hängt auch immer ein wenig vom Motiv oder von der Stimmung ab, welche Technik ich einsetze. In Stresssituationen setze ich intuitiv oft sehr eckige und spitze Formen ein, bin ich entspannt, wird alles runder und geschwungener.“ Und dennoch fällt dem Betrachter ihrer Werke eine gewisse „Handschrift“ bzw. Pinselführung auf.

Lütcke lebt seit 1950 in Ratingen, seit ihrer Heirat 1971 in Tiefenbroich, und schätzt die offene rheinische Lebensart: „Wir sind dort nach wie vor glücklich. Man lebt mitten in der Stadt auf dem Land und hat eine gute Überschaubarkeit ohne die Hektik der Großstadt. Ich schätze die kurzen Wege und das freie Parken in der ersten Stunde. Insgesamt eine unschlagbare Infrastruktur!“ Am Herzen liegt ihr die Zusammenarbeit mit dem Ratinger Brauchtum und sozialen Einrichtungen. Fehlt denn noch was? „Ratingen braucht unbedingt noch eine für alle jederzeit gut erreichbare medizinische Akutversorgung. Auch würden kleinere, individuelle Läden die Innenstadt attraktiver machen.“ Freuen würde sich Elfi Lütcke über ein Bastel-bzw. Kunstgeschäft und ein Kulturzentrum für Ausstellungen, Konzerte, Theater und Lesungen, eben alles unter einem Dach.