Theresa-Marie Carlsson und die dritte Hand des Dirigenten

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Theresa-Marie Carlsson ist neue Konzertmeisterin des Ratinger Streichorchesters Collegium Musicum. Foto: Robert Sander

(mmm) Theresa-Marie Carlsson ist die neue Konzertmeisterin des Ratinger Streichorchesters „Collegium Musicum“. Die in Ratingen lebende Musikerin („Ratingen ist für mich ein Ort zum Durchatmen und Ankommen. Ich bin ich sehr glücklich, ein Teil dieser Stadt zu sein.“) folgt als 1. Geige in der Hierarchie eines Orchesters gleich nach dem Dirigenten. Ihr Studium führte sie an die Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf sowie an die Folkwang Universität Essen. Dem voraus gingen Unterricht in Violine, zudem Klavier- und Gesangsunterricht. 2014 begann sie erste Erfahrungen im Bereich Filmmusik zu sammeln, schrieb Musik für Werbung in einem Hamburger Filmstudio, machte Orchestrierungen für Filmmusiken für das Babelsberger Filmorchester. Carlsson ist zudem als Improvisatorin – insbesondere im interdisziplinären Bereich (Live-Musik & -Impro) tätig und arbeitet als Dozentin für Musiktheorie an der Bergischen Universität Wuppertal. Matthias M. Machan traf Sie zum Gespräch.

Liebe Frau Carlsson, herzlichen Glückwunsch! Sie sind die neue 1. Geige beim Collegium Musicum. Wie sind Sie zueinandergekommen?

Ich bin durch eine Ausschreibung im Hochschulverteiler auf das Orchester aufmerksam geworden und hatte direkt Lust mitzumachen. Die erste Probe mit den Spielenden des Collegium Musicum hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es war ein sehr angenehmes Arbeiten mit vielen tollen Musikern. Umso größer war bei mir dann die Freude, als ich als Konzertmeisterin genommen wurde und nun ein fester Teil dieses wunderbaren Orchesters sein darf.

„Mit tollen Menschen zusammen Musik machen“

Musik ist Ihr Beruf, Lehraufträge an Hochschulen wechseln sich mit Konzerten ab. Das Collegium Musicum indes ist ja von seiner Zusammensetzung eher ein Laien-Orchester …

Meine Konzerttätigkeiten sind schon immer sehr durchmischt gewesen. Ich habe sowohl als Aushilfe im Orchester gespielt, als auch in Popbesetzungen, Kammermusik oder auch Duo. Teilweise war ich auch mit der E-Geige unterwegs. Am Ende kommt es darauf an, dass man mit tollen Menschen umgeben ist und zusammen Musik machen kann. Die Stimmung und Kollegialität in einem Laienorchester fand ich schon immer toll.

Sie spielen jetzt in Ratingen die „Erste Geige“. Was genau ist Ihre Aufgabe?

Im Prinzip ist meine Aufgabe, Einsätze deutlich zu zeigen und die Mitspielenden dazu zu ermutigen, mal besonders leise oder mal besonders laut zu spielen, eben so wie es der Dirigent gerade haben möchte. Also eine dritte Hand vom Dirigenten, die ein bisschen Spielsicherheit gibt. Daneben ist es meine Aufgabe für besonders knifflige Stellen gute Fingersätze vorzuschlagen.

„Erste Geige“ ist auch ein Begriff, der gerne im übertragenden Sinne genutzt wird. Entspricht das ihrem Naturell?

Als älteste von fünf Kindern kann ich mich schon gut durchsetzen, aber darauf kommt es im Orchester nicht an. Es geht ja um ein kollegiales Miteinander und darum klar zu kommunizieren, um schnell zu guten Ergebnissen zu kommen. Wer da am Lautesten ist, wird nicht unbedingt besser gehört.

Wie definiert sich der künstlerische Anspruch des Collegium Musicum?

Im Collegium Musicum geht es vor allem darum, Spaß am Musik machen zu haben. Das Orchester hat einen tollen Dirigenten, der sehr akribisch arbeitet. Da geht es neben Fragen des guten Zusammenspiels auch darum zu verstehen, wie eine Phrase am schönsten gestaltet wird, welche dynamischen Nuancen aus dem Orchester noch rausgeholt werden können. Es ist ein sehr angenehmes und konzentriertes Arbeiten aller Beteiligten. Umso schöner wäre es, wenn wir neben unseren tollen Streichen noch motivierte Bläser gewinnen könnten.

Lieber Geige oder auch Klavier?

Ich habe bei den beiden Instrumenten einen sehr unterschiedlichen Anspruch. Da Geige mein Hauptinstrument ist, begleitet es mich schon deutlich länger und ist dementsprechend das Instrument auf dem ich mich am wohlsten fühle und den Großteil meiner Konzerte spiele. Klavier gebrauche ich eher im Alltag, wenn wir Zuhause Musik machen, etwas improvisiert werden soll oder ich beim Unterrichten kurze Musikbeispiele anspielen möchte.

Was hören Sie privat?

Privat höre ich berufsbedingt häufiger E-Musik. Da ich Komposition studiere, spielt „Neue Musik“ bei mir eine große Rolle. Für den Betrieb in der Hochschule brauche ich von der Renaissance bis Impressionismus alles. Popmusik höre ich selten, bin aber jedes Mal begeistert, was für eine große Bandbreite an Stilen es gibt.

Was ist als Künstlerin Ihre musikalische DNA?

Ich experimentiere viel mit Geräuschen und Klängen und versuche gerade typische Popformationen in die Neue Musik zu integrieren.

Welche aktuellen Projekte beschäftigen Sie?

Wir proben aktuell für ein Konzert am 9. November (18 Uhr, Trimbornsaal). Dort stehen Rosettis Sinfonie in g-Moll, Danzis Konzert für Fagott und Orchester und Schuberts Sinfonie Nr.5 auf dem Programm. Mich selbst beschäftigen gerade einige musiktheoretische Vortragsreihen, bei denen ich Mitorganisatorin und Vortragende bin. Zudem geht es für mich im Sommer zu den Darmstädter Ferienkursen, einem der größten Meisterkurse für Neue Musik. Beim Mixturfestival in Barcelona habe ich ebenfalls einen Platz als teilnehmende Komponistin bekommen. Jetzt heißt es fleißig komponieren. Ach ja, meinen Abschluss an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf mache ich auch diesen Sommer.

Mit der Wasserburg bin ich auf ewig verbunden …

Ihr Lieblingsplatz in Ratingen?

Die Wasserburg Haus zum Haus! Es ist so wunderschön dort. Direkt daneben ist der wunderbare Park – und zum Fußballverein von meinem Sohn ist es auch nicht weit. Im Mai haben mein Mann und ich in der Wasserburg geheiratet. Das verbindet uns auf ewig mit Ratingen.

Was schätzen Sie an Ratingen?

Es ist eine Stadt, die als Dorf verkleidet ist (lacht). Ich mag die Ruhe und Langsamkeit in Ratingen sehr. Alles ist hier kleiner und verwinkelter, aber es gibt dennoch alles, was man braucht. Und die Menschen hier sind total lieb, hilfsbereit und entspannt. Ich habe hier schnell sehr gute Freunde kennengelernt. Ratingen ist keine anonyme Stadt. Das finde ich toll.