Patrick Hoffmann: Die Welt in Bewegung setzen

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Mit dem Galerie-Konzept „The Urban Livingroom“ setzt Patrick Hoffmann auf eine Belebung der Innenstadt. Es gibt erste Gedankenspiele, im Sommer 2026 auf die Lintorfer Straße zu ziehen. Foto: M. Machan

(mmm) Mit einem Vorurteil räumt Patrick Hoffmann gleich zu Beginn unseres Gespräches auf: „Street Art ist definitiv nicht nur eine Kunstform für junge Leute. Wir bekommen positives Feedback aus allen Altersstufen zwischen 18 und 70 Jahren.“ Der 43-jährige Ratinger hat in der hiesigen Kunstszene und darüber hinaus in den vergangenen drei Jahren von sich reden gemacht. Er war zu Jahresbeginn Initiator der in der „Genussfabrik Kels“ erstmals durchgeführten Kunstausstellung „Stuff I Like“, initiierte zusammen mit drei weiteren jungen Ratinger Künstlern das Projekt „Urban Livingroom“ im Eckhaus der Düsseldorfer Straße 88. Ein Projekt, dass nicht nur Laden-Leerständen ein neues Leben einhauchen und damit die Innenstadt beleben soll, sondern auch einen spannenden Künstler-Showroom mit Platz für die Präsentation, öffentliche Aufmerksamkeit und künstlerischen Freiraum für Visionen und Realitäten schafft. Mit seiner eigenen Kunst, filigrane Skulpturen und Exponate mit dem offenporigen Naturstein Travertin vor allem, geht Hoffmann erfolgreiche Wege: „Meine Bubble wächst!“

Die Werke des 43-jährigen Skulpteurs, der in Ratingen-Mitte lebt und Mitglied im Kunstverein ist, reichen von kleinen, bunt bedruckten Steinplatten bis hin zu großen, beeindruckenden Steinskulpturen, die er mit Edelmetallen, bunten Schmetterlingen oder Alltagsgegenständen veredelt. Was alle seine Werke eint: Sie sind in jedem Raum echte Hingucker und streng limitiert. Abseits seiner künstlerischen Wege arbeitet Hoffmann in Krefeld als Hauptmaschinenführer bei Thyssen Krupp Materials. Zu einem Alltag gehört sein Sohn Theo und die Liebe zu den hochverchromten Motorrädern der Marke Harley-Davidson. Die Veranstaltung „Magic Bike Rüdesheim“, ein Motorrad-Treffen mit Kultcharakter und fünfstelligen Besucherzahlen, erklärt, dass sein Lieblingsplatz nicht in Ratingen, sondern am Mittelrhein zu finden ist: „Wenn ich in den Weinbergen oberhalb von Rüdesheim auf den im Abendlicht silbrig-glitzernden Rhein schaue, dann bin ich ganz bei mir.“

Bunt. Ausgefallen. Einzigartig.

Diesen weichen, gar romantischen inneren Kern hätten wir Patrick Hoffmann auf den ersten schnellen Blick gar nicht zugetraut, entspricht er doch rein optisch, groß und tätowiert und imposant, dem Klischee eines Harley-Davidson-Bikers. Doch ob Beruf, Motorrad oder Kunst: Bei allem geht es um Präzision, Haptik der Materialien und kreative Freiheit. Hoffmanns Faible für die Kunst begann in einem Szeneviertel in London. Auf einem Handwerkermarkt sah er dort 2017 kleine, nur 10 x 10 Zentimeter große Bilder, Fotos, Gemälde mit unterschiedlichen Motiven, allesamt fest verbunden auf einer Steinplatte. Der Initialfunke, der sein Interesse und seine Neugier weckte. Der Anspruch: Filigranes, dünnes Papier und harten Stein so miteinander zu einer Einheit verschmelzen, dass daraus wunderbare kleine Kunstwerke werden. „Ich möchte Kunst für alle erlebbar machen, dabei auch neue Wege gehen“, erzählt Hoffmann im Gespräch mit Unser Ratingen.

Was ist die Galerie-Philosophie des „Urban Livingrooms“? „Unser Konzept ist es, als Pop-Up- oder auch längerfristig etablierte Kunstgalerie in Leerständen zu eröffnen und damit Künstlern eine neue wie einfache Möglichkeit bieten, ihre Kunst auszustellen.“ Und weiter: „Damit bieten wir der Szene eine Plattform ohne den Fokus auf große Gewinnerzielung zu legen.“ Aus den Erfahrungen der „Urban Corner“-Galerie heraus wollen die vier Initiatoren künftig weitere Standorte eröffnen, um noch mehr Kunst und Kreativität zu fördern – und auch um Frequenz in die Innenstadt zu bringen. Hoffmann: „Wir sind keine steife Galerie, sondern ein cooles Wohnzimmer.“