(mmm) Geboren wurde Wolfram Brecht in Göttingen, wo er auch sein Studium der Psychologie und Soziologie absolvierte. Beruflich führte ihn der Weg erst nach Köln zur Lufthansa, dann für leitende Tätigkeiten zur Handwerkskammer und zur Industrie- und Handelskammer nach Düsseldorf, beide Male im Bereich der beruflichen Aus- und Fortbildung. Sein Herz indes gehört Ratingen. Hier lebt er seit 1972 (zunächst Lintorf, heute Hösel). Wolfram Brecht hatte und hat viele Ehrenämter (u.a. Präsidiumsmitglied des Ratinger TV) inne, seit 2021 war er alleiniger Vorsitzender des Kulturkreis Hösel e.V., seit dem vergangenen Jahr agiert er zusammen mit Martina Lüdeke als Doppelspitze im Vorsitz sowie als Sprecher des Kulturkreises.
Brecht verfügt dank seiner beruflichen Vita über viele Kontakte zu Wirtschaft und Politik sowie ins Verbands- und Vereinswesen. Auf seiner „Haben“-Seite stehen sein Engagement in Sachen Weiterbildung junger Menschen und eine wirtschaftliche Expertise, die unerlässlich ist, um den Kulturkreis Hösel auch im 50.sten Jahr des Bestehens zukunftsorientiert aufzustellen. „Heimat ist für mich zu allererst die Familie, in zweiter Linie dann der Wohnort“, erzählt der 81-Jährige im Gespräch mit Unser Ratingen. Zwei seiner drei Kinder wohnen mit ihren Familien ebenfalls in Hösel. „Eine gut zusammenhaltende Familie ist für mich die entscheidende Basis für ein zufriedenstellendes und erfolgreiches Leben, privat wie beruflich.“
Als 1975 im Zuge der kommunalen Neugliederung die in Hösel ansässige Volkshochschule ihren Bildungsauftrag verlor, gründeten 154 Bürger den Kulturkreis Hösel, um das kulturelle Vakuum zu füllen. Seitdem gibt der Kulturkreis den Bürgern eine gelebte kulturelle Heimat mit vielfältigen Kulturveranstaltungen, verbunden mit der Möglichkeit, sich zu treffen und auszutauschen, dem Leitspruch „Hören – Sehen – Miteinander Erleben“ verpflichtet. „Ein kulturelles Zuhause bieten, inhaltlich und bei den Formaten mit der Zeit gehen, ‚Gemeinsam gegen Einsam‘, programmatische Vielfalt, Qualität, anspruchsvolle Unterhaltung, Jugendorientierung und ein Generationen übergreifendes Angebot“, beschreibt Wolfram Brecht, der von zwei ehemaligen Vorsitzenden für das Amt „intensiv geworben“ wurde und dann in der Corona-Zeit übernahm, die Leitplanken des Kulturkreises. Rund 50 Veranstaltungen wurden im vergangenen Jahr realisiert, im 1. Halbjahr 2025 sind es bereits mehr als zwei Dutzend. Neben Konzerten, Theateraufführungen, Lesungen und Vorträgen werden gemeinsame Unternehmungen angeboten. „Der Kulturkreis ist eine offene Plattform rund um alle Themen des kulturellen Lebens“, so Brecht.
Bürgerschaftliches Engagement unverzichtbar
Die Highlights im 2. Halbjahr? „Ich freue mich sehr auf ein Gelingen des von mir organisierten dreitägigen Kammermusikfestivals Anfang Oktober sowie auf eine Matinee für unsere Mitglieder, beide im Rahmen der Feierlichkeiten zu ‚50 Jahre Kulturkreis Hösel‘ und schließlich auf den ‚Literaturspaziergang mit Denis Scheck‘ Anfang Dezember.“ Wie herausfordernd ist es, zwischen den Großstädten am Rhein sowie dem Ruhrgebiet ein eigenständiges Programm zu kreieren? „Die Konkurrenz ist in der Tat riesig. Die meisten bieten indes nur eine kulturelle Kategorie an. Das Festhalten an unserer breiten kulturellen Vielfalt und der großen Zahl an kulturellen Angebote zu einem bezahlbaren Preis sind das Alleinstellungsmerkmal des Kulturkreises“, so Brecht.
Die aktuell größte Herausforderung? „Den Kulturkreis den Neubürgern bekannt und attraktiv für eine Mitgliedschaft zu machen.“ Bürgerschaftliches Engagement ist für Brecht unverzichtbar für „ein wirklich menschliches Zusammenleben und Zusammenhalt“. An Ratingen schätzt Brecht, der vor allem den Marktplatz mit seiner Atmosphäre liebt, das „freundliche Gesicht“ sowie viele gute Freizeit- und Unterhaltungsangebote. „Eben die Übersichtlichkeit und Vertrautheit einer Mittelstadt, die Nähe zu den Oberzentren, das kulturelle Interesse der Bürger.“ Aktuell plant Brecht zwei Angebote für das Ratinger Jubiläumsjahr 2026 sowie den Aufbau einer professionellen Social-Media-Kommunikation. Was er sich für Ratingen wünscht: „Weniger Baustellen, weniger Leerstände, mehr Parkraum.“