Ludger Kazmierczak: „Ich möchte mein Publikum unterhalten – nicht belehren.“

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Am 18. Juli mit „Schlimmer! Geht immer!“ in Ratingen: Ludger Kazmierczak.

(mmm) Ab dem 17. Juli steigt die sechste Ratinger Sommerbühnen-Session auf der Seeterrasse. Sechs Open-Air Veranstaltungen – von Kabarett bis Schauspiel und Kindertheater – finden auf dem Gelände neben der Stadthalle statt. Am 18. Juli präsentiert der Kabarettist Ludger Kazmierczak sein viertes Solo-Programm „Schlimmer! Geht immer!“. Die besten Geschichten schreibt das Leben – und so nimmt der Klever Journalist, Kabarettist und WDR-Radioreporter die Absurditäten des Alltags aufs Korn. Matthias M. Machan traf den Kabarettisten zum Gespräch.

Sie sind Journalist, Reporter, Hörfunk-Redakteur, Niederlande-Korrespondent für den WDR, Comedian, was davon am liebsten?

Ich mag alles gleich gerne. Ich habe einen Job, der mir viel Spaß macht und ein Hobby, das mir – und hoffentlich auch anderen – genau so viel Spaß bereitet. Die Comedy ist ein guter Ausgleich zum Journalismus.

Sie arbeiten und leben in Kleve. Wie der Name schon verrät, sind Sie ja nachweislich waschechter Niederrheiner …

Richtig, ich bin in Nütterden aufgewachsen – einem Dorf im Kreis Kleve. Kazmierczak ist vom Ursprung her zwar Polnisch, heißt übersetzt aber nichts anderes als Janssen – nur mit -czak am Ende.

Was zeichnet den Niederrheiner aus?

Niederrheiner zu sein ist ein Prädikat. Wir haben uns die besten Eigenschaften vom Westfalen und vom Rheinländer abgeguckt: den rheinischen Frohsinn und die westfälische Gelassenheit. Perfekter geht es nicht!

Am 18. Juli treten Sie mit Ihrem Programm „Schlimmer! Geht immer!“ in Ratingen auf …

… und ich werde die Ratinger in die Geheimnisse der niederländischen Sprache (und Küche) einweihen. Gemeinsam werden wir sogar ein bisschen Niederländisch lernen. Ansonsten nehme ich das Publikum mit in den Zug, zum Bäcker, in den Baumarkt und in den Sex-Shop – wo man sich halt so herumtreibt am Niederrhein.

Was ist Ihr Antrieb als Comedian: Die Absurditäten des Alltags aufs Korn nehmen?

Ich möchte mein Publikum unterhalten – nicht belehren und schon gar nicht missionieren. Das Politische überlasse ich den Fernseh-Kollegen. Der Alltag gibt tatsächlich genug Geschichten her, die sich wunderbar überspitzen lassen.

„Den Leuten aufs Maul zu schauen, ist sehr inspirierend.“

Wo nehmen Sie Ihren Stoff her? Liegen die Geschichten auf der Straße?

Hinschauen ist gut, hinhören noch besser. Wir haben ja alle unsere eigenen „Regiolekte“, die manchmal unfreiwillig lustig sein können. Also, den Leuten aufs Maul zu schauen, ist sehr inspirierend.

Was unterscheidet den Comedian vom Kabarettisten?

Ich bin ein großer Fan des bissigen politischen Kabaretts, für das heute so etablierte Künstler wie Wilfried Schmickler oder Urban Priol stehen. Aber auch dort sind die Grenzen zur Comedy mittlerweile fließend. Vor allem das junge Publikum erreichst du eher mit Comedy als mit klassischem Kabarett.

Worüber können Sie ganz persönlich lachen?

Ich lache gerne und viel – über angriffslustiges Kabarett, gute Comedy, innovative Show-Formate oder unterhaltsame Talk-Shows, wie „Ina’s Nacht“. Es kann aber auch einfach mal ein guter Witz sein …

Sie treten nicht zum ersten Mal in Ratingen auf. Was zeichnet das Publikum aus?

Der Ratinger lebt ja an der Schwelle vom Niederrhein zum Bergischen. Ich spüre also eine gewisse Seelenverwandtschaft. Ich durfte schon vier Mal beim „Dönerwetter“ in Lintorf auftreten und hatte jedes Mal einen Heidenspaß mit dem Publikum. Umgekehrt war es hoffentlich genauso.

Was ist die künstlerische DNA von Ludger Kazmierczak?

Ich habe keine Bühnenfigur, sondern bin zu 100% Ludger Kazmierczak. Ich verrenke mich auch nicht, verkleide mich nicht und verstelle auch nicht meine Stimme. Ich bleibe ich selbst.

Testen Sie vorab, wie die Pointen ankommen?

Das sollte ich eigentlich machen. Ich traue mich aber nicht. Ich teste lieber direkt den Ernstfall und verändere danach noch das eine oder andere. Je nachdem, wo ich bin, kann das Programm sowieso variieren. Eigentlich sieht jeder Abend immer ein bisschen anders aus.

Färbt die Rolle des Journalisten auf ihr Programm ab?

Es wird nicht überraschen, dass ich als Niederlande-Korrespondent des WDR auch in meinen Programmen gerne unsere Nachbarn einbaue: ihre Sprache, ihre Mentalität und ihren Humor. Zu Interessenskonflikten ist es bislang noch nie gekommen. Ich kann zwischen den beiden „Jobs“ sehr gut trennen.