(mmm) Seine Stimme ist in der ganzen Welt zu Hause: Ab Mitte November an der MET in New York, Anfang Dezember dann in Washington, zudem immer wieder an der Mailänder Scala, dem Opernhaus Zürich, der Semperoper in Dresden sowie bei den Bayreuther und Salzburger Festspielen. „Meine Heimat indes ist dort, wo meine Nächsten sind – meine Familie. Seit 2006 leben wir in Ratingen-Lintorf. Dort ist unser und mein Zuhause“, erzählt Tomasz Konieczny im Gespräch mit Unser Ratingen. Der polnische Bassbariton, der von der internationalen Kritik für seine Auftritte auf den großen Opernbühnen dieser Welt genauso wie für seine CD- und DVD-Aufnahmen gefeiert wird, studierte zunächst Schauspiel an der Film-, Fernseh- und Theaterakademie seiner Heimatstadt Lódz. Er debütierte in einem Film des Oscar-prämierten Regisseurs Andrzej Wajda, arbeitete als Schauspieler und Regisseur in zahlreichen Fernseh-, Film- und Theaterproduktionen in Polen. Parallel begann er ein Gesangsstudium an der Chopin-Akademie in Warschau, das er an der Hochschule für Musik in Dresden fortsetzte. Seinen internationalen Durchbruch erlebte Konieczny an der Wiener Staatsoper, der er sich bis heute in besonderer Weise verbunden fühlt.
2006 ist Konieczny mit seiner Familie nach Lintorf gezogen. „Damals habe ich meine Arbeit an der Deutschen Oper am Rhein begonnen, wo ich mehrere Jahre fest engagiert war.“ An Ratingen schätze er die „sehr guten Wohnbedingungen“, die „hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten“ in Lintorf, die in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Wälder und Seen: „All das trägt dazu bei, dass man sich rundum wohlfühlt und einfach gut leben kann. Diese Ruhe ist etwas sehr Wertvolles, besonders, wenn man selbst in einem eher hektischen Tempo lebt.“ Apropos: Im Moment sei es so, dass seine Familie öfter zu ihm komme, als er selbst nach Hause fahren könne. „Das bedauere ich ein wenig, denn ich war Mitglied des Ensembles der Deutschen Oper am Rhein und hatte gehofft, nach dem Wechsel in die freischaffende Tätigkeit regelmäßig dorthin zurückkehren zu können. Es wäre natürlich wunderbar, einmal im Jahr auch zu Hause eine Produktion zu singen.“
„Wir sind gewissermaßen Nomaden“
Seine künstlerische DNA? „Ich bin ständig auf dem Weg, versuche, die Figuren weiterzuentwickeln, die mich auf der Bühne interessieren.“ Auch im Leben ist Konieczny durch seinen Beruf sehr viel unterwegs. „Wir sind gewissermaßen Nomaden, die von Theater zu Theater ziehen. Besonders wenn die Karriere an Fahrt aufnimmt, ist man ständig irgendwo, bereitet sich auf einen neuen Auftritt in einem neuen Haus vor.“ Immer mit dabei: der Komponist Richard Wagner. „Dieser Wagner ist gewissermaßen zu einem guten Bekannten von mir geworden. Sowohl er selbst als auch seine Figuren – allen voran Wotan, der für mich wie ein Familienmitglied ist. Ich beschäftige mich sehr intensiv mit ihm, denke viel über ihn nach.“
Zuletzt war Konieczny u.a. als Wotan im neuen Zürcher Ring, bei den Bayreuther Festspielen und an der Staatsoper Berlin zu hören, als „Holländer“ an der MET sowie in Chicago, als „Cardillac“ in Wien oder als „Jack Rance“ an der Staatsoper Berlin. Konieczny, der als künstlerischer Leiter das „Baltic Opera Festival“ wiederbelebt hat, hat seit 2019 neben der polnischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft. „Das empfinde ich als ein besonderes Zeichen der Wertschätzung. Ich verberge nicht, dass die Wiener Staatsoper für mich seit vielen Jahren eine Art künstlerische Heimat ist.“ Festival-Organisation in Polen, Proben für die Auftritte in New York, da bleibt für das Segeln oder Skifahren als Ausgleich kaum noch Zeit. Wenn er aber für einen Tag den Job eines anderen machen könnte, wäre er gerne Astronaut geworden. Dazu passt: Luke Skywalker ist ein Held seiner Kindheit. „Science-Fiction war für mich immer ein ganz besonderes Erlebnis!“