(mmm) Als gelernter Orgelbauer ist für Pfarrer Daniel Schilling die Königin der Instrumente bis heute seine große Leidenschaft. „Eigentlich war Priester mein Plan B, denn ursprünglich wollte ich Orgelbauer werden. Doch schon während der Ausbildung merkte ich, dass viele Menschen mit ihren Problemen zu mir kamen. Ich war sozusagen bereits ein kleiner Seelsorger“, so der leitende Pfarrer für St. Peter und Paul im Gespräch mit Unser Ratingen. „Der Gedanke, meinen Glauben mit den Menschen zu teilen, faszinierte mich zunehmend. So habe ich das große Glück, dass meine tiefe Leidenschaft sowohl Beruf als auch Berufung ist. Bis heute faszinieren mich beide Hauptbereiche meines Lebens: die Musik und die Theologie.“
Daniel Schilling ist ein Kind des Bergischen Landes, wurde in Wuppertal geboren, wuchs in Velbert, wo er u.a. Kinderkarnevalsprinz war, auf. Er machte eine Lehre als Orgel- und Harmoniumbauer, baute dann auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur. Im Anschluss studierte er katholische Theologie in Bonn und in Freiburg. 2002 wurde Schilling zum Diakon geweiht, ein Jahr später folgte die Priesterweihe. Nach einer Tätigkeit als Kaplan in Kaarst wechselte er ins Kreisdekanat Mettmann, wo er mehrere Jahre als Kreisjugendseelsorger tätig war.
Was wollen wir als Kirche vor Ort bewegen?
Seit März 2014 ist Schilling, der seit 2008 in Ratingen lebt, Pfarrer an Sankt Peter und Paul. Zudem ist er der koordinierende Pfarrer der Pastoralen Einheit für Ratingen, Kettwig und Mintard, aktuell wohl die größte Herausforderung: „Es geht darum, die Gemeinden zusammenzuführen, sodass wir irgendwann ein gemeinsames Pastoralteam bilden und gemeinsam überlegen: Was wollen wir als Kirche vor Ort bewegen? Wer oder was wollen wir als Kirche in dieser Stadt, in diesen Städten sein?“ Dabei gebe es vieles zu bedenken: „Wie geht es weiter mit unseren Gebäuden? Was können wir uns nicht mehr leisten? Was ist uns besonders wichtig und wertvoll? Es sei ein weiter Weg, der vor ihnen liege, indes: „Es ist ein mutiger Weg, den wir gehen müssen!“
Ablenkung und Entspannung verschafft das Orgel- und Klavierspiel, zurzeit übt er ein Werk von Bach ein. „Die Auseinandersetzung mit dieser ganz besonderen Musik ist für mich immer wieder eine Herausforderung, aber auch etwas sehr Stärkendes, innerlich Tröstendes und einfach nur großartig. Die Musik von Bach schenkt mir totale innere Ruhe und Gelassenheit.“ Beruf oder Berufung? „Es ist beides. Natürlich ist es Berufung, weil ich das Gefühl hatte, dass Gott mich angesprochen hat – durch seine Liebe, durch die Menschen, mit denen ich zu tun hatte, durch die Musik, durch die Schöpfung und besonders durch das Wort der Heiligen Schrift. Gleichzeitig ist es aber auch mein Beruf: Es ist meine Aufgabe, mich mit meinen Möglichkeiten und meinem Wissen einzubringen, um christliches Leben hier vor Ort zu gestalten.“
Angesprochen auf die Institution katholische Kirche in Deutschland sagt Schilling: „Ich möchte hier vor Ort Kirche lebendig und wertvoll gestalten.“ Die katholische Kirche habe unglaublich an Mitgliedern verloren – und das durch eigenes schuldhaftes Verhalten, besonders im Bereich des sexuellen Missbrauchs an Kindern, Jugendlichen und schutzbefohlenen Menschen. Schilling: „Für mich ist das ein schreckliches Faktum innerhalb der Kirche. Wir können nur versuchen, durch unser Gewissen und unser Handeln vor Ort den Menschen zu zeigen: Ja, es gibt diese dunkle Seite der Kirche, es gab sie, und ich hoffe, dass wir sie immer besser in den Griff bekommen.“ Seine persönliche DNA? „Ich hoffe, dass ich für Gerechtigkeit stehe. Ich hoffe, dass ich für Ausgleich stehe. Ich hoffe, dass ich Menschen zusammenführen und begeistern kann. Ich hoffe, dass ich mich immer wieder an Gott und seiner Liebe zu den Menschen orientieren kann und diese Orientierung auch an andere weitergeben kann.“ Schillings Lebensmotto lautet „Staunen – Dankbarkeit – glücklich sein“. Denn: „Wenn wir staunen über das, was wir erleben und was wir haben, darüber, dass wir uns selbst geschenkt sind, dann folgt für mich ganz wesentlich die Dankbarkeit. Und wer dankbar ist, der ist, so glaube ich, auch ein glücklicher Mensch.“
Hier ist die Mitte dieser Stadt
Beinahe überflüssig die Frage nach Schillings Lieblingsplatz in Ratingen: „Natürlich die Pfarrkirche St. Peter und Paul. Betrachtet man ein Satellitenbild von Ratingen, erkennt man sofort: Hier ist wirklich der Herzpunkt, die Mitte dieser Stadt. Um diesen Kirchturm herum hat sich die ganze Stadt entwickelt. Ich liebe es, wenn man von Knittkuhl auf Ratingen zufährt und schon aus der Entfernung den mächtigen Turm von St. Peter und Paul sieht.“ Vorfreude hat Schilling auch auf das Stadtjubiläum 2026: „Im Rahmen dieses Jubeljahres wollen wir als katholische Kirche auf unserem Kirchplatz von Ostern bis Oktober einen Glaspavillon aufstellen. Dort werden mit Ausstellungen, Gesprächskreisen und Begegnungen unterschiedliche Programme stattfinden. Es geht darum, nach außen sichtbar zu machen, was innerhalb der Kirche geschieht.