Klaus Pesch: „Einatmen!“

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„Ich bin immer auf der Suche nach Lösungen und Alternativen, die idealerweise mit einer breiten Mehrheit zustande kommen.“ Die Amtszeit von Klaus Pesch als Bürgermeister endet am 31. Oktober. Foto: M. Machan

(mmm) Klaus Pesch hat viel zu erzählen: 19 Jahre Beigeordneter in Ratingen, davon elf Jahre als Erster Beigeordneter der Stadtverwaltung. Jetzt seit über einem Jahrzehnt Bürgermeister. Da kommen viele Geschichten und Anekdoten zusammen, einige sicher dutzendmal erzählt. Gegen Ende des fast zweistündigen Gespräches mit Unser Ratingen, bei den allerletzten Fragen, weicht die Alltagsroutine des 64-Jährigen sichtbar. „Was machen Sie am 1. November, am Tag eins nach Ihrer Amtszeit als Bürgermeister?“ Die Antwort kommt schnell („Ich falle sicher nicht ins Bodenlose.“), ist vor allem absolut authentisch: „Einatmen!“ In seinem Amt als Bürgermeister, verantwortlich für rund 1.500 Mitarbeitende und immer ansprechbar für die Bürgerinnen und Bürger, drehe sich das Rad im Kopf halt permanent. Rund drei Jahrzehnte hat Pesch in wohl allen Führungsämtern, die eine Stadt vergeben kann, – u.a. Beigeordneter für Jugend, Schulen, Musikschule, Volkshochschule und Sport, zusätzlich auch für Soziales, Personal und Organisation zuständig, dann Stadtkämmerer, kommissarischer Dezernent für Stadtplanung und Bauen, Stadtgrün & Umwelt, ab 2012 zusätzlich Dezernent für Recht, Kultur – das Wohl und Wehe Ratingens an zentraler Stelle mitgeplant. Pesch: „Es gibt wohl keinen Job in der Stadtverwaltung, den ich nicht gemacht habe.“

„Ich bin immer auf der Suche nach Lösungen und Alternativen“

Sein Anspruch in allen Ämtern: „Ich bin immer auf der Suche nach Lösungen und Alternativen, die idealerweise mit einer breiten Mehrheit zustande kommen.“ Und: „Vieles in der Kommunalpolitik hat nichts mit Partei-Ideologie zu tun, Sachthemen stehen im Vordergrund.“ Da passt sein von Ludwig Thoma entnommenes Lebensmotto bestens: „Man muss sehen, was man tun kann.“ Pesch ist immer und für alle ansprechbar, selbst wenn er privat an einem seiner Lieblingsplätze („Die Speestraße in Lintorf oder die Innenstadt an Markttagen und als begeisterter Fahrradfahrer von Lintorf aus in alle Richtung fahren, am liebsten gemeinsam mit meiner Frau durch die Lintorfer Wälder und Naturlandschaften und weiter darüber hinaus sowie Spaziergänge durch den Speeschen Wald.”) unterwegs ist. „Ich bin ein lebensfreudiger und geselliger Mensch“, sagt Pesch, der seit 30 Jahren, gebürtig aus Waldniel (heute Schwalmtal) eher zufällig und als Erster Beigeordneter aus Steinhagen kommend, in Lintorf sein Zuhause gefunden hat: „Mit Herz und Begeisterung lebe ich sehr gerne mit meiner Familie hier.“

Seit 1995 konnte der gelernte Volljurist, Diplom-Kaufmann und Diplom-Volkswirt als Beigeordneter der Stadt Ratingen wichtige Beiträge für die Stadtgesellschaft leisten, zunächst als Dezernent für Jugend, Schulen, Sport, Soziales, ab 2003 als Stadtkämmerer und von 2010 bis 2014 auch als kommissarischer Dezernent für Stadtplanung und Bauen. Pesch: „Die vielfältigen Berufserfahrungen und meine Ausbildung als Jurist waren eine ideale Basis, um seit 2014 als Bürgermeister das Management und die Gesamtverantwortung für die Stadtverwaltung leiten zu können.“ Unter der Ägide von Pesch wurden zahlreiche Tageseinrichtungen für Kinder und Schulgebäude, das Rathaus, was er uns nach dem Interview noch einmal sichtlich stolz von außen zeigt, die neue Hauptfeuer- und Rettungswache gebaut, erweitert und modernisiert, ein städtisches Glasfasernetz gelegt sowie grundsolide Finanzen geschaffen. Apropos Finanzen: Wenn Pesch am 31. Oktober seine Rathaus-Schlüssel abgibt, schließt er „mit dem besten Haushaltsjahr ever“ ab. Konkret: „Eine Rekordsumme von über 200 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen und damit das bei Weitem beste Haushaltsjahr in der Geschichte von Ratingen!”

Was macht Pesch denn nun ab dem 1. November? „Ich freue mich auf das Verwaltungsfest am 31. Oktober mit einem wirklich großartigen Abschied von den vielen langjährigen Kolleginnen und Kollegen. Und ab November dann endlich auf mehr Zeit mit meiner Frau und der Familie!“ Hinzu kommt die Vorstandsarbeit bei der Freiwilligenbörse Ratingen genauso wie zahlreiche Vereinsmitgliedschaften (u.a. Ratinger Jonges, Heimatverein Ratingen, Lions) oder die Bewerbung als Lintorfer Ratskandidat für die CDU bei der Kommunalwahl im September, mithin der Wechsel vom Haupt- ins Ehrenamt. Vor allem freut sich Pesch auf das große Jubiläumsjahr 2026: „750 Jahre Ratingen werde ich im Ehrenamt wie privat noch intensiver erleben können, als es mir als Bürgermeister möglich gewesen wäre.“ Natürlich steht das Fahrradfahren mit der Familie (wie fast täglich auch von Lintorf ins Rathaus) weiterhin obenan. Pesch: „Ich genieße die Natur, treffe gerne die Mitbürger bei einem Bierchen in einer der Ratinger Gastronomie-Betriebe und besuche eine unserer vielen Brauchtumsveranstaltungen.“ Pesch verabschiedet mich mit einem Zitat, das seine positive Lebensphilosophie unterstreicht: „Das Leben ist viel zu kurz, um es mit Jammern anstatt mit Lebensfreude zu füllen.“