
(mmm) Die Idee von Louis Steininger, Gründer und Vorstandsvorsitzender des „Living Room“ in der Grabenstraße, ist bestechend: Viele junge Selbstständige und Gründer suchen nicht selten einen Ort außerhalb ihres Zuhauses, um dort zu arbeiten, zu lernen, Ideen zu besprechen und, dies vor allem, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Herkömmliche Locations wie Cafés bieten dafür meist nicht die richtige Atmosphäre. Und ein eigenes Büro kann sich so manches Start-up auch nicht leisten. Zudem fehlt es meistens auch an strukturierten Veranstaltungen, bei denen sich Gründer untereinander vernetzten können.
„Der Living Room bietet einen Rahmen, in dem junge kreative Köpfe zusammenkommen und gemeinsam wachsen sowie an ihren Zielen arbeiten können“, fasst der 27-jährige Ratinger die Philosophie des 2022 als gemeinnütziger Verein („Projekt 20er e. V.“) initiierten Gründernetzwerkes zusammen. Nach seinem Wirtschaftsabitur am Berufskolleg hat Steininger in Düsseldorf BWL mit dem Schwerpunkt „Gründungslehre“ studiert. Das Thema Selbstständigkeit liegt in der DNA seiner Familie. „Das Thema Gründung ist ja in Deutschland kein Top-Thema“, so Steininger. „Ich sehe, dass viele junge Menschen in ihrem Umfeld kaum Beispiele für unternehmerisches Denken oder kreative berufliche Wege haben. Genau da möchte ich mit dem Living Room ansetzen: Ich möchte eine Plattform schaffen, die niederschwellig Zugang zu einem Netzwerk voller Inspiration, Ideen und gelebtem Unternehmertum ermöglicht – ohne Bewertung, sondern mit dem Ziel, neue Möglichkeiten aufzuzeigen und Perspektiven zu erweitern.“
„Wie ein zweites Wohnzimmer…“
Steininger selbst ist Gründer des Start-Ups „Easy 3D-Print“, mit dem er individuelle Kundenanfragen im Bereich 3D-Druck realisiert, beispielsweise dreidimensionale Werbe-Goodies für Unternehmen oder individuell gefertigte Markenobjekte, etwa Firmenlogos als Aufsteller oder kreative Präsentationsprodukte für Unternehmen. Und zusammen mit seinem Bruder Linus ist er mit wachsendem Erfolg auch als Videograph für Imagevideos und Social-Media-Content unterwegs. Sein Credo: „In der Jugend muss man auch mal Risiken eingehen und eigene Ideen verfolgen.“ Das gilt auch für die inzwischen über 40 Mitglieder des „Living Rooms“, darunter Immobilienmakler und Personal Recruiter, Performance-Marketing und viel Digitales. „Wir bieten als Netzwerk Austausch und Input, wenn daheim die Decke auf den Kopf fällt. Wir liefern praktisch ein zweites Wohnzimmer, in dem man arbeiten und Kunden treffen kann.“
Mehr noch: Echten Mehrwert haben regelmäßige Netzwerk-Abendveranstaltungen mit KI-Trainern, Datenschutz-Experten, Steuerberatern oder Storytellern. Die nächsten Themen: ein LinkedIn-Check in Echtzeit oder was man alles gegen Cyberangriffe im Unternehmen tun kann. Anja Rösner (Personal Trainerin) bringt es auf den Punkt: „Der ‚LivingRoom Ratingen‘ ist für mich ein wertvolles Netzwerk, wo ich mich mit anderen Gründerinnen und Gründern austauschen kann, wo ich mich in Themen wie KI, Vertrieb und Marketing weiterbilden kann. Wichtig für meine Arbeit, aber nicht unbedingt eine meine größten Stärken.“
Von morgens bis abends können Gründer im „Living Room“ arbeiten, sich mit Gleichgesinnten austauschen und vernetzen. Auf 160 Quadratmetern und über zwei Etagen verteilt gibt es u.a. einen Coworking-Bereich mit Schreibtischen, einen separaten Meetingraum und drei fest vermietete Büros. Louis Steiniger, Mitglied beim TV Ratingen und dem Leo Club der Lions, wurde in Ratingen geboren, lebt im Stadtteil Ost, und ist „nie wirklich weg“ gewesen. „Ratingen hat eine schöne Innenstadt und die ideale Größe fürs Netzwerken. Ob zur Stadtverwaltung, Wirtschaft oder Politik: Wenn man vernetzt ist, werden die Wege kürzer!“ In seiner Freizeit lädt Steininger seinen Akku mit Sport wieder auf: „Ich suche mir nicht nur beruflich Herausforderungen. Ich trainiere für ‚Hyrox‘, ein Fitness-Wettkampf, der funktionelles Krafttraining, hochintensives Intervalltraining und Ausdauersport kombiniert.“ Seine Bilanz nach drei Jahren „Living Room“: „Anfangs dachte ich, ich müsste den Rahmen vorgeben. Heute weiß ich: Das Netzwerk selbst ist der beste Impulsgeber. Die spannendsten Ideen, die ehrlichsten Learnings, die relevantesten Themen – sie kommen aus der Mitte, nicht von oben.“